Familie: Louise Modersohn-Brelings Vater Heinrich Christoph Gottlieb Breling, geb. 14. Dezember 1849 in Burgdorf bei Hannover, ev., ab 1854 aufgewachsen in Fischerhude, war königlicher Professor an der Königlichen Academie der bildenden Künste zu München, Maler am Hofe Ludwigs II., wohnhaft in Schleißheim bei München. Er heiratete am 26. Oktober 1875 Amalie Mayer. 1892 Umzug nach Hannover; 1908 Bau des Wohnhauses der Familie in Fischerhude.
Ihre Mutter, Amalie Breling, geb. Mayer, geb. am 1. Oktober 1856 in Mainburg, kath, führte den kinderreichen Haushalt. Louise Modersohn-Breling hatte 5 Schwestern. Amalie Breling starb am 27. März 1931.
Louise Breling, zweitälteste Tochter, verbringt ihre Kindheit in München-Schleißheim und erhält neben der Schule eine Musikausbildung. Ab 1892 besucht die Familie in den Sommermonaten Fischerhude bei Bremen, wo der Vater aufgewachsen war. Erste Bekanntschaft der Familie Breling mit Otto Modersohn im Jahr 1896. Louise ist musikalisch begabt und erhält Gesangsunterricht. Ab 1904 bekommt Louise Breling Engagements als Opern- und Oratoriumsängerin in Hagen, Hannover und Berlin.
Otto Modersohn zieht 1908 nach Fischerhude und lernt sie beim Richtfest des Brelingschen Hauses in der Bredenau kennen. Am 24. Januar 1909 verloben sich Louise Breling und Otto Modersohn in Berlin. Am 14. April 1909 findet die Hochzeit im Haus Breling in Fischerhude statt. Es ist Otto Modersohns dritte Ehe. Zuvor war er mit Helene Schröder, sie verstarb 1900 an Tuberkulose und der Malerin Paula Modersohn-Becker, (sie starb 1907 an einer Embolie nach der Geburt ihrer Tochter) verheiratet.
Louise gibt ihren Beruf als Sängerin auf. Ab 1910 kommt der Bildhauer Bernhard Hoetger (1874-1949) nach Fischerhude. Louise Modersohn-Breling steht ihm Modell für den lebensgroßen Torso Schauende. Im Mai 1912 unternehmen Louise und Otto Modersohn eine mehrwöchige Studienreise nach Italien, mit den Stationen Venedig, Florenz, Pisa und Genua. Geburt des Sohnes Ulrich am 16. Oktober 1913.
Am 6. September 1914 stirbt ihr Vater Heinrich Breling. Umzug nach Worpswede im Oktober 1915. Erste ausgedehnte Studienreise nach Franken im Sommer 1916. Geburt des Sohnes Christian am 13. Oktober 1916 (+24.12.2009). Im Frühjahr 1917 Rückkehr nach Fischerhude. Louise Modersohn widmet sich zunehmend der Malerei. Es entstehen zahlreiche Porträts der Familie und engeren Freunde. Gedanken zum Deutschen Expressionismus, anlässlich einer Schmidt-Rottluff-Ausstellung in der Kunsthalle Bremen 1920.
Der posthume Erfolg Paula Modersohn-Beckers, die zunehmende Nachfrage des Kunstmarkts und das Erscheinen ihrer Briefe und Tagebuchblätter und die damit eihergehenden Irritationen belasten zunehmend auch Louise Modersohn-Breling. Louise Modersohn-Breling war Mitglied in der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft, der Hannoverschen Secession und des Nordwestdeutschen und Bremer Künstlerbundes. Sie beteiligte sich an den Ausstellungen dieser Verbände. Ein Besuch des Hamburger Malerehepaares Friedrich Ahlers-Hestermann und Alexandra Povorina in Fischerhude, führt 1922 zu einer gemeinsamen Studienreise wieder nach Wertheim. Im engen Austausch mit den Kollegen vor zuweilen denselben Motiven, genoss man die gegenseitigen Anregungen.
Die nach Wertheim mitgereisten Maler(innen) kannten sich aus Paris, verkehrten im Café du Dôme, waren Mitglieder der Academie Matisse und tauschten sich an den Abenden, die nach ertragreichen Tagen der gegenseitigen Korrektur gewidmet waren, vor allem über französische Künstler und Malerei aus. Louise Modersohn-Breling malte einige Gassenbilder in Kreuzwertheim und in der näheren Umgebung Wertheims. 1923 folgen Studienreisen nach Iphofen und Sulzfeld; 1924 nach Würzburg und wiederum Wertheim, wo sie in den wohl produktivsten Wochen ihres Lebens zahlreiche Ansichten der Stadt, insbesondere Bilder der Wertheimer Gassen malt, die den Bildern ihres Mannes in nichts nachstehen.
1925 reisen Louise Modersohn-Breling und Otto Modersohn anlässlich seines 60. Geburtstages nach Emden zum Kunsthändler Max de Beer und anschließend nach Holland wo sie die Sammlungen der Museen in Den Haag, Harlem und Amsterdam besuchen. Im Juli desselben Jahres sind sie wieder in Würzburg auf dem Gut Neue Welt bei Gertraud Rostosky, die dort Maler und Schriftsteller in den Sommermonaten um sich versammelt. Anschließend erfolgt eine erste Reise ins Allgäu nach Fischen und Oberjoch.
1926 reisen Louise und Otto Modersohn erneut nach Würzburg. Wiederum schließt sich eine Studienreise ins Allgäu nach Unterjoch, Kempten und München an. Auch in den Jahren 1927, 1928 und 1929 werden gemeinsame Studienreisen ins Allgäu unternommen. Louise Modersohn malt die Porträts ihrer Wirtsleute und eindrucksvolle Bildnisse der Bergbevölkerung. 1930 erwerben die Modersohns ein altes Bauernhaus auf dem Gailenberg, oberhalb von Hindelang als zweiten Wohnsitz der Familie.
Das Haus wird ganzjährig von Louise Modersohn-Breling bewirtschaftet. Im Allgäu entstehen großartige Bilder der Bergwelt. Louise Modersohn-Breling widmet sich neben der Malerei zunehmend der Astrologie und religösen Fragen. Auch Sagen und Märchen des Allgäus werden von ihr gesammelt. Sie vervollkommnet auch ihr Wissen über Pflanzen und Heilkräuter des Allgäus. Das Jahr 1943 bringt für Louise Modersohn-Breling schwere Schicksalsschläge: Otto Modersohn stirbt nach kurzer Krankheit am 10. März. Am 14. Juli fällt ihr Sohn Ulrich in Rußland. Nur wenig später wird ihre 22jährige Nichte Cato Bontjes van Beek, wegen „Beihilfe zur Vorbereitung des Hochverrats“ im Widerstand gegen das Dritte Reich hingerichtet.
Ihr direkt an Adolf Hitler gerichtetes Gnadengesuch war erfolglos. 1947 lässt sich ihr Sohn Christian auf dem Gailenberg nieder und heiratet Anna Lipp (1921-1997). 1948 erfolgt der Ausbau des Gailenberger Hauses für eine ständige Modersohn-Nachlaß-Ausstellung. Der Enkelsohn Heinrich wird geboren.
Am 17. September 1950 stirbt Louise Modersohn-Breling infolge eines Hirnschlags.
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